Ungebrochener Wachstumstrend mit Nachfragedelle? Prognosen und Herausforderungen im deutschen KEP-Markt

Die gerade erschienene KEP-Studie 2023 des Bundesverbands Paket & Expresslogistik (BIEK) entwirft wieder ein mit Zahlen gesättigtes Panorama der KEP-Branche in Deutschland.Wir erklären, warum Versand-Volumen trotz eines starken Rückgangs 2021/22 die kleinere Herausforderung für den deutschen KEP-Markt sind.

Der BIEK versteht sich als Interessenvertretung der deutschen KEP-Branche und verfolgt mit ihren Publikationen und Studien durchaus auch wirtschaftspolitische Motive. Dennoch bietet die alljährliche KEP-Studie interessante und relevante Einblicke in die aktuellen Herausforderungen der Branche. Und für die deutsche KEP-Branche war 2022 ein ungewöhnliches Jahr: Zum ersten Mal seit 2012 ist das Versand-Volumen zurückgegangen; und zwar deutlich um insgesamt 7,9 %. Gleichzeitig sank auch der Umsatz um etwa 3,5 % gegenüber 2021.[1] Dabei sind die Rückgänge ungleich verteilt; im B2B-Segment ging das Volumen zwar mit 4 % ebenfalls deutlich zurück, aber schwächer als im Gesamtmarkt.

Für die deutlich negative Entwicklung sind vor allem zwei Ursachen entscheidend. Zum einen die allgemeine ökonomische Großwetterlage: wirtschaftliche Unsicherheit als Folge des Ukraine-Krieges, gestörte Lieferketten, Rohstoffmangel etc. Während Unternehmen jedoch ihre Produktion lediglich reduzierten und Investitionen aufschoben, waren die Preis- und Zinssteigerungen bei Privathaushalten z. T. deutlich stärker zu spüren und führten zu einem wesentlich zurückhaltenderem Konsum. Insbesondere der Online-Handel, seit Jahren der Wachstumstreiber im B2C-Geschäft, ging stark zurück.

Die Entwicklung des KEP-Markts bleibt positiv – besonders im B2B-Segment

Ein Ende des Wachstumstrends lässt sich so aus den Zahlen jedoch nicht ableiten. Denn zoomt man heraus, weitet den Blick und schaut nicht nur auf die letzten beiden Jahre, so zeigt sich, dass 2022 vermutlich lediglich eine Delle darstellt. Der mittel- und langfristige Trend scheint dagegen tatsächlich ungebrochen zu sein.

Zwar liegt das Volumen 2022 unter dem Volumen von 2021, ist jedoch mit 4,15 Mrd. Sendungen immer noch ein wenig größer als 2020 mit lediglich 4,05 Mrd. Sendungen. Vor allem das B2B-Segment entwickelte sich über das Jahr gesehen vergleichsweise positiv. Dort schwächte sich der Rückgang im Jahresverlauf ab und der Markt konnte sich nach einem ersten Krisenschock bis zum Jahresende schrittweise erholen. Blickt man auf die Marktanteile wird noch einmal deutlicher, dass sich das B2B-Segment krisenfester zeigt und gegenüber dem B2C-Segment 1–2 % gewonnen hat.

Wachstum pendelt sich nach Ausnahmejahr auf Normalmaß ein

Nicht ohne Grund weisen die Studienmacher an verschiedenen Stellen darauf hin, dass 2021 das eigentliche Ausnahmejahr gewesen sei, und nicht 2022. Besonders im B2C-Bereich war hier eine deutliche Pandemie bedingte Steigerung zu beobachten gewesen. Insofern stellt die negative Entwicklung im vergangenen Jahr womöglich nur eine Rückkehr auf den „normalen“ Wachstumspfad dar.

Ob das so ist, bleibt freilich abzuwarten. Die Studienmacher blicken jedoch verhalten optimistisch in die Zukunft und gehen – bei einem günstigen wirtschaftlichen Verlauf – von etwa 1 % Wachstum im B2B-Segment aus. Bis 2027 wird ein Wachstum des Gesamtmarktes auf knapp 4,9 Mio. Sendungen erwartet, das entspräche einem Plus von etwa 20 % gegenüber 2022.

wicklung des KEP-Sendungsvolumens 2012–2022 und Prognose 2023–2027 in Mio.
Entwicklung des KEP-Sendungsvolumens 2012–2022 und Prognose 2023–2027 in Mio. Sendungen.[2]

Die großen Aufgaben der deutschen KEP-Branche sind die alten

Die eigentlichen Herausforderungen des KEP-Markts in Deutschland bestehen nicht in fehlenden Sendungsvolumen, auch wenn sie damit zusammenhängen. Die Nachfrage wird vermutlich weiter steigen, wenn auch weniger stark als bisher. Vielmehr nehmen die Schwierigkeiten in Bereichen zu, mit denen die Branche tatsächlich schon seit Jahren zu tun hat.

Erlöse pro Sendung

Branchenübergreifend konnten die durchschnittlichen Erlöse pro Sendung nominal auf 6,26 € gesteigert werden.  Ein Wertzuwachs von knapp 0,30 € gegenüber 2021. Was zunächst gut aussieht, wird bei genauerer Betrachtung jedoch zu einem Problem. Denn inflationsbereinigt sinken die Durchschnittserlöse und liegen sogar etwa 5 % unter dem Niveau von 2012.

Ein Grund dafür sind die anhaltenden Verschiebungen zwischen den Marktanteilen im deutschen KEP-Markt. So wächst im B2B- und B2C-Segment das Volumen an margenträchtigen Express- und Kuriersendungen langsamer als Standardsendungen, so dass der Anteil am Gesamtmarkt tatsächlich sogar gesunken ist. Auf Versender werden in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich zusätzliche Preisanpassungen zukommen.

Personal

Auch die Logistik-Branche spürt die Folgen des Fachkräftemangels. Selbst bei einer moderaten Wachstumsprognose prognostizieren die Studienmacher den zusätzlichen Bedarf bis 2027 mit 20.000 Angestellten. Die bereits eingetretenen und noch erwarteten Produktivitätssteigerungen durch die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung speziell in den Logistikzentren sind da bereits einkalkuliert. Daraus ergeben sich Auswirkungen auf Laufzeiten, Kosten- und Preisentwicklung und die Servicequalität der KEP-Dienstleister – insbesondere bei der Sendungszustellung und -abholung.

Steigende Anforderungen und hoher Investitionsbedarf

KEP-Dienste sehen sich schon seit Jahren mit steigenden Ansprüchen der Kunden konfrontiert: Overnight-Zustellung, Social Responsibility, Transparenz und Nachhaltigkeit werden zunehmend wichtige Auswahlkriterien seitens der Kunden – nicht nur im B2C-Segment. Hinzu kommen damit zusammenhängende striktere regulatorische Vorgaben. Laut Christoph Trepp, Professor für Distributions- und Handelslogistik an der Technischen Hochschule in Nürnberg, „schweben mehrere Damoklesschwerter über der Branche. (…) Dazu gehören weitere Mindestlohn- und Mauterhöhungen, ein strengerer Umgang mit Subunternehmen sowie zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Öko-Transparenz und zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks.“[3]

Den eigenen Versand krisenfest aufstellen

Insgesamt zeigt die KEP-Studie 2023 des BIEK, dass es den Versanddienstleistern trotz einer außergewöhnlichen langen anhaltenden Wachstumsphase nicht gelungen ist, zentrale Probleme in den Griff zu bekommen. Dazu gehört zuvorderst der Erlös pro Sendung, der weiterhin nicht die Kosten deckt. Ironischerweise sind die KEP-Dienste daran zum Teil selbst schuld, indem die gestiegene Qualität ihrer nationalen und internationalen Standardservices zu Rückgängen bei den margenträchtigeren Express- und Kuriersendungen geführt hat. Da sich in den fetten Jahren immer ein KEP-Dienst fand, der den Online-Händlern noch günstigere Preise anbieten konnte, sind Verbraucher im B2C-Bereich inzwischen kaum mehr bereit, notwendige Preissteigerungen zu tolerieren. Höhere Margen sind am ehesten im B2B-Segment durchzusetzen.

Was können Versandverantwortliche in Unternehmen nun tun? Flexibilität ist das Stichwort. Denn ökonomisch macht es keinen Sinn, sich von einem Anbieter abhängig zu machen, heute weniger als je. Durch die Zusammenarbeit mit mehreren KEP-Diensten kannst du nicht nur zwischen verschiedenen Services und Preisen wählen. Du behältst auch jederzeit die volle Kontrolle über deine Kosten und bist nicht von Streiks und Preissteigerungen bei einzelnen Anbietern abhängig. Mit mehreren Bällen zu jonglieren, bindet jedoch wertvolle Ressourcen in Form von Zeit und Aufmerksamkeit. Multi-Carrier-Versandplattformen nehmen dir diese Arbeit ab, damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst!


[1]Perspektive eröffnen, Gemeinschaft gestalten. KEP-Studie 2023 – Analyse des Marktes in Deutschland. Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK), Erhältlich über https://www.biek.de/publikationen/studien.html

[2] Grafik erstellt anhand Daten der KEP-Studie 2023

[3]https://www.dvz.de/rubriken/land/kep/detail/news/kep-dienste-der-handlungsdruck-waechst.html


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